Brücken schlagen: Wie Isabelle Guillot-Vignot ein Stück ihres Dorfes nach Hamburg holte

Von Stevan Paul

Vor zehn Jahren wagte Isabelle Guillot-Vignot mit gerade einmal 28 Jahren den Schritt und eröffnete ein französisches Café in Hamburg. Heute gehören zu „Le BeauVoisin“ ein Feinkostladen, ein Marktstand und ein Catering-Unternehmen, der eigene Onlineshop. Im Gespräch mit Stevan Paul gibt die Unternehmerin nicht nur Einblicke in ihr vielfältiges Geschäft, sondern verrät auch, wie sie Weihnachten in ihrem Heimatdorf Le Pont-de-Beauvoisin feiert.

Es war ein Kulturschock, sagt Isabelle Guillot-Vignot, als sie sich erstmals mit deutschen Discountern und Supermärkten konfrontiert sah. Mit Erdbeeren im Dezember. Die junge Studentin der Betriebswirtschaftslehre war 2006 für ein Praktikum im Controlling eines Auto-Konzerns nach Deutschland gekommen - und hatte dafür ein Schlaraffenland verlassen: das kleine Dörfchen für Le Pont-de-Beauvoisin. Die „Brücke des schönen Nachbarn“ verbindet die beiden Ortsteile des Dorfes, die links und rechts des Flusses Guiers, in den Departements Savoie und Isère liegen.

 

Vom Schlaraffenland nach Deutschland

Ihr Heimatort zählte damals überschaubare viertausend Einwohner - die sich über vier (!) regionale Metzgereien freuen konnten, dazu zahlreiche handwerklich arbeitende Bäckereien. In Le Pont-de-Beauvoisin finden sich auch Chocolaterien und Pâtisserie-Betriebe. Und kein einziger Supermarkt.

Bis heute kochen und leben die Menschen von Le Pont-de-Beauvoisin überwiegend auch vom selbst gezogenen Gemüse aus eigenen Gärten. Isabelles Kindheit und Jugend waren geprägt vom täglichen Kochen und Backen in der Familie, dem Einmachen der Früchte des Sommers, dem Duft von frischem Apfelkuchen.

 

Ein französisches Café für die Stadt der vielen Brücken

Die Arbeit in Deutschland entpuppte sich als eher freudlos und Isabelle Guillot-Vignot war nicht wirklich zufrieden, als sie 2010 in Hamburg ankam. Hier gab es viele Brücken, aber kaum kulinarisch-französische Kultur. Sie beschloss, dass zu ändern, kündigte ihren Job und eröffnete 2013 ein französisches Café am Stadtpark. Es trug den Namen ihres Heimatortes: Le BeauVoisin. Sechseinhalb Jahre begeisterte sie ihre Gäste mit hausgemachten Kuchen und Tartes. Dann wurde Isabelle zum ersten Mal Mutter und beschloss, sich auf ihre Familie zu konzentrieren. Eine Pause war nötig.

 

 

 

© Oliver Wagner

Le BeauVoisin heute: der Laden, ein Marktstand, Onlineshop und Catering

Doch allzu lange Pausen sind Isabelles Sache nicht, bald schon stand sie wieder am Herd, buk Kuchen für alte Stammgäste des Cafés, belieferte Freunde und Nachbarn mit Quiches und Tartes. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes reifte die Idee, Le BeauVoisin neu zu denken: Isabelle fand den kleinen Laden, in dem ihr Feinkostgeschäft heute zu Hause ist.

Hier in Hamburg Eppendorf leuchtet einladend die rote Markise unter dem Blätterdach einer alten Kastanie. Drinnen gibt es französische Köstlichkeiten wie Fischsuppe im Glas aus Sète, Crozets Nudeln aus den Savoien und eine Vielzahl feiner Senfsorten … außerdem bietet sie viele Spezialitäten befreundeter Produzentinnen aus der alten Heimat an, wie hausgemachte Konfitüren, ein grandioser Walnusslikör und Marmelade von grünen Tomaten, der hervorragend auch zu Käse passt. Alle Produkte sind auch im Onlineshop erhältlich und Isabelle verschickt ihre Spezialitäten deutschlandweit.

Ihre hausgebackenen Quiches und Tartes, ihr fluffigen Brioche-Brote und ihr grandioses Mousse au Chocolat sind auch jeden Samstag am Stand von Le BeauVoisin auf dem Bio-Wochenmarkt am Marie-Jonas-Platz in Eppendorf erhältlich (U-Bahnstation Kellinghusenstraße). Um 5:30 Uhr beginnt dann Isabelles Tag, die Kuchen und Tartes für den Markttag werden in zwei Öfen frisch gebacken! Auch Catering, vom Frühstück bis zum Abendessen bietet Isabelle an, die ihre Platten mit Feingebäck und französischen Köstlichkeiten auch selbst ausfährt.

 

 

© Oliver Wagner

Kulinarische Weihnachten in Le Pont-de-Beauvoisin

Isabelle und ihre Familie sind angekommen in Hamburg, mindestens zweimal im Jahr besuchen sie die alte Heimat - auch um den Kindern Wurzeln zu geben, Traditionen lebendig zu halten. Alle freuen sich bereits auf das Weihnachtsfest in Le Pont-de-Beauvoisin, bei dem es eine große Schlemmerei geben wird!

Der Abend beginnt mit einem Festessen an der Familientafel, es gibt Räucherlachs, Schnecken und frischen Austern, gefolgt von einem Gänsebraten, der klassisch von einem Kardonen-Gratin begleitet wird. Die Kardonen, auch Cardy genannt, sind verwandt mit der Artischocke und von feinem Bittergeschmack – ideal zum fetten Geflügel. Natürlich darf auch eine Käseplatte nicht fehlen: Mit den festlichen Käsesorten Vacherin Mont d'Or, Saint Félicien und Pouligny Saint-Pierre – dazu gerne die grünen Tomaten-Marmelade!

Zum Dessert gibt es die traditionelle Bûche de Noël, eine schokoladencremige Biskuit-Rolle. Und dann wird Café serviert, begleitet von Fruits déguises, Datteln und getrocknete Aprikosen mit Marzipanfüllung und Walnüssen aus Grenoble. Papillotes de Noël werden gereicht, schokoladenüberzogenes Nusskonfekt oder Nougat, dass in glitzernde Bonbon-Folien gewickelt, immer auch einen Zettel mit Lebensweisheiten enthält. Un Noël joyeux et délicieux!

 

Le BeauVoisin
Schrammsweg 35
20249 Hamburg

https://www.instagram.com/lebeauvoisin.hamburg/ 
https://www.lebeauvoisin.de/

© Oliver Wagner

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