München – die Stadt der Maßkrüge, Brezn und Biergärten? Ja, auch. Aber eben nicht nur. Wer genauer hinschaut, entdeckt in der bayerischen Landeshauptstadt eine Genusskultur, die weit über das Klischee hinausreicht. Zwischen Isarauen und Innenstadt, Glockenbachviertel, Gärtnerplatz und Schwabing pulsiert eine kulinarische Szene, die München regelmäßig an die Spitze nationaler Genussrankings katapultiert – ob in Restaurantführern, Wein-Bestenlisten oder Lifestyle-Magazinen. Und das völlig zu Recht. München gehört heute zu den kulinarischen Hochburgen Europas, mit einer beeindruckenden Dichte an Spitzenrestaurants, ausgezeichneten Köchinnen und Köchen, aktiver Sommelier Szene und einer Gastro-DNA, auf die man mit Stolz blicken darf.

Genuss à la München – Wo französischer Wein auf bayerische Lebensfreude trifft
Doch Münchens Genusswelt lebt nicht nur von Sternen und Auszeichnungen – sondern vor allem von Vielfalt, Alltagstauglichkeit und Atmosphäre. Vom kleinen Viertellokal bis zur eleganten Brasserie, vom Szene-Tresen mit Naturweinen bis zur liebevoll kuratierten Vinothek.In München ist Wein Teil des urbanen Lifestyles. Und kaum ein Land prägt diese Weinkultur so sinnlich, beständig und zeitlos wie Frankreich.
Ob Weine aus Burgund, Loire oder Bordeaux, aus der Provence oder Crémants voller Eleganz und Lebendigkeit – französischer Wein hat in München nicht nur einen Platz auf der Karte, sondern oft einen festen Platz im Herzen. Kein Wunder, schließlich sind Essen und Trinken in Frankreich weit mehr als bloße Nahrungsaufnahme – sie sind ein Lebensgefühl. Und genau dieses Joie de vivre ist auch in München spürbar.
München versprüht eben auch ein bisschen französischen Flair in vielen Bereichen. Mit der Städtepartnerschaft zur Weinmetropole Bordeaux, mit Boulevards in Haidhausen, (dem sogenannten „Franzosenviertel“), die nach französischem Stadtplanungsprinzip angelegt wurden – und mit einer Vielzahl an Adressen, an denen Savoir-vivre und bayerische Gemütlichkeit wunderbar ineinandergreifen.
Hier trifft Weißwurstfrühstück auf Austernabend, hier sitzen Freunde des Käses in bester Gesellschaft neben Connaisseurs der Weinwelt, und wer einmal an einem lauen Sommerabend auf der Terrasse einer Vinothek mit einem französischem Wein im Glas den Tag ausklingen ließ, weiß: München kann très charmant sein, und man findet sich unter Gleichgesinnten, die das Leben genießen.
Gerade für eine jüngere, genussaffine und neugierige Generation bietet die Stadt eine Vielzahl an authentischen Orten, an denen französischer Wein mit Leichtigkeit serviert wird – ganz ohne Schwellenangst, aber mit umso mehr Seele. Die Auswahl reicht von kleinen Weinhandlungen mit Fokus auf biodynamische Winzer bis hin zu Bars, in denen „Pet Nat“ genauso selbstverständlich ausgeschenkt wird wie ein klassischer Chablis.
Als Sommelière, die über viele Jahre in verschiedenen Ländern gearbeitet, verkostet und gelebt hat, komme ich immer wieder zu dem Punkt – München ist eine echte Perle. Die Verbindung zu unseren französischen Nachbarn spürt man hier an vielen Ecken – sei es im Glas, auf dem Teller oder in der Atmosphäre. Wer einmal über den berühmten Tellerrand hinausblickt, erkennt schnell: Wir können uns glücklich schätzen, welch breite, hochwertige und kontinuierlich wachsende Auswahl an französischen Weinen wir in unserer schönen Stadt haben. Und das Beste daran? Die Entwicklung ist längst nicht abgeschlossen – sie wird sogar noch vielfältiger und aktiver. Oder um es anders zu sagen: Hier kann man sehr gut wie der viel zitierte „Gott in Frankreich“ leben.
Les Amis du Vin
Mitten im Glockenbachviertel, wo München seine kreativste, lebendigste und genussfreudigste Seite zeigt, liegt ein Ort, wie gemacht für die Freunde des Savoir-vivre: Les Amis du Vin. Seit rund 20 Jahren ist der liebevoll gestaltete Weinladen eine feste Größe in der Szene – und zugleich eine Hommage an das vielleicht schönste Weinland der Welt.

© Victoria Krafft
Hier reihen sich große Namen aus Bordeaux, Burgund oder der Champagne neben charmante Entdeckungen aus Korsika, dem Jura, der Savoie oder Bugey. Wer sich auf die Auswahl einlässt, merkt schnell: Das ist kein Sortiment von der Stange, sondern eine Liebeserklärung – handverlesen, authentisch, charakterstark. Eine Vielfalt, wie man sie nur sehr selten findet – ich sage nur: alleine über 35 Roséweine zur Auswahl. Alle Weine stammen direkt von befreundeten Weingütern, deren Handschrift sich in jeder Flasche widerspiegelt.

© Victoria Krafft
Besonders charmant: Im eigenen Onlineshop lässt sich der passende Wein nicht nur nach Rebsorte oder Region, sondern auch nach Anlass oder Speise auswählen – très français! Und weil zum Savoir-vivre natürlich auch das passende Drumherum gehört, finden sich im Laden feine Delikatessen wie Terrinen, süße Aufstriche oder Oliven.
Les Amis du Vin ist kein Weinladen wie jeder andere – und doch offen für alle, ganz ohne Allüren. Ein Treffpunkt für Genießer, ein Geheimtipp für Entdecker, ein Zuhause für alle, die französischen Wein lieben – oder ihn lieben lernen wollen.
Die Weinleserin
Wer den charmanten Laden von Marine Covillard in Neuhausen betritt, merkt sofort: Hier geht es um mehr als Wein. Es geht um Lebensfreude, um Genuss – und um französischen Charme, der hier ganz selbstverständlich dazugehört. Seit 2021 bringt die gebürtige Französin mit ihrer Bio-Weinhandlung „Die Weinleserin“ frischen Wind in die Nachbarschaft. Aufgewachsen im Burgund kennt Marine, als geprüfte Sommelière, den Wein nicht nur aus der Flasche – sie ist mit ihm aufgewachsen.

© Victoria Krafft
Der liebevoll gestaltete Laden ist mehr als eine Verkaufsfläche: Mit vielen Details geschmückt, einem angeschlossenen Bistro ausgestattet und ergänzt durch andere französische Spezialitäten neben dem Wein, lädt „Die Weinleserin“ zum kurzen Verweilen ein – um sich inspirieren zu lassen. Marine ist Gastgeberin mit Seele – herzlich, temperamentvoll und voller Begeisterung für das, was sie tut.

© Victoria Krafft
Ihr Sortiment konzentriert sich auf nachhaltig produzierte Weine, meist von kleinen Winzerbetrieben – viele davon direkt aus Frankreich importiert. Vom Cidre aus der Normandie bis zum Naturwein aus dem Beaujolais. Besonders beliebt sind auch ihre Events: Ob Blindverkostung, Bordeaux-Vertikale oder Wein & Käse – Marine macht aus jedem Abend ein kulinarisches Erlebnis mit französischem Herz.
„Die Weinleserin“ ist ein Ort für ehrlichen Genuss, super Weinauswahl und gelebte französische Gastfreundschaft. Ein Laden, der genauso viel Persönlichkeit hat wie seine Besitzerin.
Coucou Food Market am Vikutalienmarkt
Es begann 2019 mit einer Idee und einem Laden – fünf Filialen später ist mehr als klar: Französischer Lifestyle mit internationalen Prägung funktioniert ganz wunderbar mit dem Münchner Lebensstil – den „Coucou Food Market“. Und seit November 2023 ist das Konzept "Savoir-Vivre to go!" auch da angekommen, wo Münchens Genießerherz am lautesten schlägt – am Viktualienmarkt.

© Victoria Krafft
Denis und Marie Leoncelli wissen, wie man Welten verbindet: französische Markthallenkultur – kombiniert mit Münchner Bodenständigkeit. Die Familie von Denis prägte jahrelang eine der besten Brasserien der Stadt – nur ein paar Schritte vom Markt entfernt. Es wirkt somit wie eine Art der kulinarischen Heimreise.

© Victoria Krafft
Wer morgens kommt, wird vom Duft frisch gebackener Croissants empfangen – natürlich hausgemacht. Ab Mittag gibt’s Crémant, Champagner oder Wein to go – unkompliziert, stilvoll und absolut marktgerecht. Dazu gerne ein Galette, Quiche oder belegtes Sandwiche: kreativ kombiniert und doch klassisch, vor allem aber voll auf den Punkt. Die Zutaten stammen von befreundeten Produzentinnen für die Regionalität, Nachhaltigkeit und der Respekt für Natur und Tier kein Konzept, sondern gelebte Praxis ist.
Coucou ist mehr als ein Marktstand – es ist ein kleines Stück Frankreich in der Stadt. Ohne Chichi, mit viel Stil. Für alle, die gutes Essen lieben, Crémant & Co. schätzen – und einfach mal mitten im Trubel der Stadt eine kleine Auszeit brauchen. Mit etwas Unkompliziertem, das trotzdem richtig gut gemacht ist.
Vinothek by Geisel
Wein ist bei der Familie Geisel mehr als ein Hobby – es ist gelebte Leidenschaft, und das seit über 100 Jahren. Schon früh entstanden enge Freundschaften zu legendären Weingütern in Bordeaux, Burgund und der Champagne – man kennt sich eben.
Das Beste daran: Diese Liebe zum französischen Wein spürt man bis heute. In der Vinothek by Geisel wartet eine beeindruckende Auswahl von rund 800 Positionen – von charmanten Alltagsweinen bis hin zu gereiften Flaschen mit Tiefe, Charakter und ehrwürdiger Jahrgangserfahrung.

© Victoria Krafft
Auch wenn die Auswahl beeindruckend ist, muss man hier keine Kennerin sein, um etwas ins Glas zu bekommen, das wirklich passt. Dafür sorgt der charmante Service – so geht Gastlichkeit eben. Zurücklehnen und genießen ist der einzige Job, den wir als Gäste hier haben.
Nur ein paar Schritte vom Stachus entfernt, lädt die elegante Vinothek zum Ankommen und Genießen ein – entspannt, stilvoll und ganz ohne Möchtegern-Weinschnickschnack. Hier geht es nicht um Trends, sondern um echte Gastfreundschaft, Substanz im Glas und zeitlose Qualität.

© Victoria Krafft
Dazu passt die feine, zurückhaltende Küche mit mediterranen Anklängen – unaufgeregt, aber auf den Punkt. Ideal für einen spontanen Lunch oder ein Glas (oder zwei) nach Feierabend. Und wer weiß – vielleicht bleibt ihr einfach ein bisschen länger. Schließlich sind gute Weine wie gute Gespräche: Schwer aufzuhören, wenn’s einmal läuft.
Déjà bu?
Wer wissen will, ob ein Lokal wirklich authentisch ist, sollte auf die Einheimischen achten – in diesem Fall: die französische Community Münchens. Fragt man sie nach ihrer liebsten Adresse für französischen Genuss, fällt fast immer zuerst der Name: „Déjà bu?“

© Victoria Krafft
Eröffnet wurde das „Déjà bu?“ 2014 von Nicolas Gilbertas, der aus Paris nach München kam. Er fand, dass es hier in München an französischen Weinbars und Bistros fehle. Also kündigte er seinen Job und eröffnete ein echtes französisches Bistro – zur Freude von uns allen.
Wenn ich dieses bezaubernde Etablissement in einem Satz beschreiben müsste, würde ich sagen: Hier wird französische Lebensart serviert – ganz ohne Barrieren. Und tatsächlich fühlt sich das „Déjà bu?“ an wie ein Stück Paris am Gärtnerplatz: pulsierend, locker, herzlich, mit viel Seele.

© Victoria Krafft
Wein, Delikatessen, gute Gespräche – darum geht es hier. Das Erlebnis der Gäste steht für Nicolas im Vordergrund, und das sollen sich so viele wie möglich leisten können. Käse, Wurst oder auch Escargots stammen von kleinen Produzenten aus Frankreich, die Nicolas persönlich kennt. Das Bistro lebt die französische Art zu genießen: draußen sein, unter Leuten, spontan auf ein Glas – statt steifer Einladung am heimischen Tisch. sein, unter Leuten, spontan auf ein Glas – statt steifer Einladung am heimischen Tisch.
Im „Déjà bu?“ verschmelzen Genuss und Geselligkeit auf ganz natürliche Weise. Ein Ort, an dem sich jeder willkommen fühlt – ob frankophiler Stammgast oder neugieriger Neuling. Und wer einmal da war, kommt meist bald wieder.
Blaue Libelle
Wie eingangs erwähnt, gehört München mittlerweile zu den kulinarischen Hochburgen Europas – auch deshalb, weil sich in der Gastronomieszene ständig etwas bewegt. Es wird also nie langweilig. So hat sich seit April 2022 eine neue „Perle“ entfaltet: die Blaue Libelle – eine Symbiose aus klassischer Weinbar, Bistro zum Teilen und Restaurant. Von allem das Beste, auf den Punkt gebracht.

© Victoria Krafft
Mit orientalischem Flair und stilvoller Musik fühlt man sich wie auf einem Kurztrip zwischen Marseille, Santorini und Amalfi – nur dass man eben im Herzen des Glockenbachs sitzt.
Die Gastgeber und Freunde Ayoub, Robert und Sommelier Maxi haben das Ganze mit viel Stilgefühl und Herzblut geschaffen. Ihr Motto „wine – food – love“ ist hier kein Marketingspruch, sondern gelebtes Konzept. Und ja – der Wein steht ganz klar an erster Stelle. Die Karte ist groß, spannend und mit Fokus auf Europa – gerne naturbelassen oder biodynamisch angebaut. Dabei machen die charismatischen Vertreter aus Frankreich einen Löwenanteil aus. Ob Jura, Loire, Burgund oder Rhône, etwas gereifter oder knackig jung – man bekommt sofort Lust, eine Flasche zu öffnen, mit Freunden zu verweilen und eine gute Zeit zu haben.

© Victoria Krafft
Das passende Essen dazu kocht Kaan Erbatu – modern, überraschend, mit mediterranem Einfluss und vor allem aus vielen regionalen Grundprodukten.
Die Blaue Libelle ist wie gemacht für lange Abende, offene Gespräche und das gute Leben – ganz im Sinne der französischen Lebensart und ihres Versprechens: Wein, Essen, Liebe.
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Sommelière