Als Französin, die seit 10 Jahren in Deutschland lebt, habe ich oft ins Fettnäpfchen getreten. Es gibt einen Bereich, in dem Fauxpas besonders häufig vorkommen: die Gastronomie. Hier ein kleiner Leitfaden mit den 4 Fauxpas, die man als Franzose in der deutschen Gastronomie nicht machen sollte und umgekehrt.
Pünktlichkeit
In Frankreich wird außerhalb des beruflichen Kontextes eine Verspätung von 10 bis 15 Minuten toleriert. Besonders wenn man bei Freunden oder Verwandten eingeladen ist, ist es ein Zeichen von Höflichkeit, ein paar Minuten zu spät zu kommen. Man nennt sie sogar die „quart d’heure de politesse“ oder die Viertelstunde der Höflichkeit.
Und jedes Mal, wenn ich mich ein paar Minuten verspäte - diese Viertelstunde der Höflichkeit ist immer noch sehr tief in mir verwurzelt - denke ich: "Ist schon okay, es sind nur 10 Minuten", und dann sagt mein Freund: "Wir sollten trotzdem anrufen, um Bescheid zu sagen. Wenn nicht, könnte der Tisch an jemand anderen vergeben werden."
Es ist lustig, wie unterschiedlich die kulturellen Codes zwischen den beiden Ländern sind: Wenn ich in einem Restaurant in Frankreich anrufen würde, um eine Verspätung von 5-10 Minuten anzukündigen, würden sie mich fast belächeln!
Brot
Ein Fauxpas, den sicher alle Franzosen in Deutschland gemacht haben: nach Brot fragen. Es stimmt, dass Brot inzwischen auch zur deutschen Gastronomie gehört. Brot wird oft als kleine Vorspeise serviert und dient mehr als Aperitif als Essensbegleiter. Sobald der Hauptgang auf den Tisch kommt, ist das Brot meist verschwunden.
Wenn man an dieser Stelle nach Brot fragt, könnte der Koch den Eindruck bekommen, dass nicht genug auf dem Teller ist.
In Frankreich wird übrigens das Brot immer zum ersten Gang gebracht. Manchmal bringt der Kellner das Brot ein wenig früher als den ersten Gang. An dieser Stelle wäre es ein Fauxpas, das Brot vor dem ersten Gang zu essen.
Leitungswasser
Ein weiterer Klassiker: Nach Leitungswasser fragen. In Frankreich kann man in einem Restaurant nach einer "carafe d'eau" fragen und erhält dann kostenloses Leitungswasser. Für jeden Franzosen ist dies eine gängige Praxis.
Wie oft habe ich in einem Restaurant nach Wasser gefragt und mir wurde gesagt "mit oder ohne Kohlensäure", d.h. welche Flasche Mineralwasser ich bestellen möchte. Das ist schade! Leitungswasser ist überall verfügbar und viel umweltfreundlicher.
Trinkgeld
Es gibt eine letzte Sache, die in Frankreich sehr üblich ist und in Deutschland als Fauxpas angesehen werden kann: das Trinkgeld auf dem Tisch liegen zu lassen.
In Frankreich sind Trinkgeld und Rechnung getrennt, egal ob man mit Karte oder in bar bezahlt. Die Rechnung wird zuerst bezahlt, dann lässt man das Trinkgeld auf dem Tisch liegen, wenn man das Restaurant verlässt.
À bientôt,
Géraldine
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