Eat your greens – junges Gemüse für alle!

Von Sandy Neumann

Grün, grün grün, sind alle meine Kleider… Mir summt das Kinderlied durch den Kopf, das ich als Fünfjährige so mochte. Ich bin beschwingt auf dem Weg zum Markt, mit dem großen Korb natürlich. Ich hoffe auf Frühlingszwiebeln, Artischocken und insgeheim bestelle ich Fève-Bohnen beim Gemüse-Universum, das auf unserem Markt im Dorf in Person von Guillaume auftaucht, zwei mal wöchentlich.

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Über unseren blechern klingenden Dorffunk ist er bereits angekündigt. Dann bin ich schnell. Frühzeitiges Dasein ermöglicht gute Auswahl und wenig Andrang. Das Anstellen in einer Schlange empfinden die meisten als überflüssig, es wird gedrängelt und besonders freudig vorgedrängelt. Daran gewöhne ich mich nicht. An der Schule biege ich nach links ab und betrete den Platz vorm Rathaus. In den Platanen zwitschern sich die Vögel lautstark Frühlingsgefühle zu. Die Sonne hat schon Kraft und lädt die ersten Marktbesucher zu einem Schwatz auf die Bänke ein. Alle sind bester Laune, das kann nur eins bedeuten. Es ist Frühling!

Mein Glück wartet an den Ständen von Guillaume. Ich sehe Grün, überall! Die Artischocken frohlocken in Bündeln zu fünf Stück, die Frühlingszwiebeln stehen wie die Orgelpfeifen und wollen ein bisschen Sonnenschein erhaschen. „Oh, es gibt Fève!“, rufe ich wohl lauter als gewollt. Die drei älteren Damen, die mit mir die ersten auf dem Markt sind, drehen sich nach mir um. Aber egal, wir sind in Frankreich! Erfreute Ausrufe über gute Produkte und Essen sind hier akzeptiert.
Der Korb füllt sich zusehends. Neben den Bohnen, grünem Spargel und frischem Spinat bekomme ich einige Hände Petits pois, ganz junge Erbsen, und Jeunes Pousses, junge Triebe von verschiedenen Salatsorten. Guillaume packt alles vorsichtig, fast zärtlich, in meinen Korb. „Die Fève sind aus meinem eigenen Garten“, setzt er in einer Mischung aus Stolz und Bescheidenheit hinzu. Mit meinem Korb voll grünem Glück geht’s zurück in die Küche.

Jeunes pousses – nichts als junges Gemüse 

Die Jeunes pousses sind nicht nur die zarten Triebe der Pflanzen sondern auch ein Ausdruck für junge Leute, junges Gemüse eben. Besonders gern und ein bisschen gönnerhaft genutzt von den Älteren, wenn sie auf die Jugend schauen, aber immer auch lieb gemeint.

Zéro déchet – bloß nichts wegwerfen

Die Jeunes Pousses bereite ich als einfachen Salat zu, nur mit einer leichten Vinaigrette. Mit den Bohnen und Erbsen setzte ich mich auf die Stufen der Haustür, die Sonne im Gesicht und beim Schälen gleich einigen Erbsen im Mund. Die Petits pois sind so zart, dass sie roh am besten schmecken. Keinesfalls die Schalen wegwerfen, wenn die Erbsen sehr jung sind. Die dünne Pergament-Haut innen abziehen, dann die Erbsenschoten in sehr feine Streifen schneiden und als Salat zubereiten. Wer ein Erbsensüppchen mag, kann die Schoten auch darin verwenden.

Grünes Gemüse killt Stress

Grünes Gemüse ist voll gepackt mit Nährstoffen, hat wenig Kalorien und hilft gegen Stress und sorgt dafür, dass wir nach einem langen Winter richtig in Schwung kommen. Für Gemüsemuffel sind grüne Smoothies ein guter Einstieg. Vertraute Lieblingsrezepte mit grünem Gemüse pimpen ein weiterer. Ein leckerer Dip und schon sitzt man mit einem gesunden Snack abends auf der Couch. Und da das Auge immer mitisst – Kräuter machen jedes Essen zum Hingucker! Petersilie, Basilikum, Schnittlauch und Dill gehören in jeden Gemüsekorb.

5 Tipps für junges Gemüse

  • Aus den Blättern der Radieschen, lässt sich ein frisches, wohlschmeckendes Pesto zubereiten. 
  • Sollten die Spargel-Enden leicht holzig sein, diese als Ansatz für eine Brühe verwenden, nach dem Kochen abkühlen lassen und in Eiswürfelbeutel geben. So hat man für Suppen eine gute Basis.
  • Die jungen Salat-Triebe packt man in ein feuchtes Küchenpapier, dann hält das Gemüse für zwei Tage im Kühlschrank.
  • Junge Frühlingszwiebeln geben mit Weißwein-Essig, etwas Zucker und Kräutern knackige süß-saure Pickles, die super zum Apéritif sind oder auf einer Scheibe Butterbrot schmecken. 

Wer es gern sehr herb und bitter mag, kocht aus den langen Blättern um die jungen Artischocken einen Sirup. In kaltem Sprudel-Wasser ergibt das ein erfrischendes Sommergetränk.  

Creator

Sandy Neumann
Sandy Neumann

Bloggerin

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