Tour de France gourmandise

Von Sandy Neumann

Jedes Jahr begeistert sie wieder und wieder zahlreiche Menschen. Die Tour den France – la Grande Boucle, die große Schleife – ist Mythos und Spektakel zugleich. Auf einer strapaziösen aber wunderschönen Strecke geht es durch ganz Frankreich, durch die bezauberndsten und atemberaubendsten Landschaften.

Wäre es nicht herrlich, jetzt wo das Reisen schwierig bis gar unmöglich ist, sich Frankreich nach Hause zu holen und sich auf eine kulinarische Tour de France zu begeben? Dabei dürfen alle Köstlichkeiten der Regionen geschmacklich entdeckt und genossen werden.

 

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C’est parti!

Wir starten in der Normandie, ganz im Norden von Frankreich und stärken uns bei ein paar frischen Jakobsmuscheln – Coquille Saint-Jacques de Normandie label Rouge. Dazu passt natürlich ein spritziger Cidre AOP Pays d’Auge. Der Apfelschaumwein passt auch zu einem Dessert, vielleicht zu einer Tarte Tatin mit ein paar Löffeln Crème fraîche épaisse AOC.

Im Uhrzeigersinn geht’s nun ins Elsass. In den Vogesen packen wir einige Gläser vom guten Honig Miel des Vosges AOP ein. Fehlen darf keinesfalls ein Crémant d'Alsace AOC. Zu Beginn eines schönen Essens, als kleiner Afterwork-Drink oder zu großen Anlässen, ein Crémant passt immer. Die Bourgogne ist nicht nur bekannt für ihren erstklassigen Weine. Das Poulet de Bresse, das Bresse-Huhn, das rund um die Stadt Bresse gezüchtet wird, ist von besonders delikatem Geschmack und sehr guter Qualität.

Neben den Anis de Flavigny, kleinen Anis-Pastillen, die in hübschen, nostalgischen Metallboxen ein schönes Mitbringsel sind, ist besonders der Senf Moutarde de Bourgogne, rund um Dijon, bekannt. Zusammen mit einer Paté de Campagne, luftgetrockneter Wurst, Cornichons und Baguette, macht das eine ordentliche Brotzeit.

Weiter Richtung Südosten kommt man an der wunderschönen alten Universitätsstadt Grenoble vorbei. Zwischen den Flüssen Isère und Drac gelegen, kann man von hier in die bekanntesten Alpen-Wintersportgebiete Frankreichs gelangen. Bekannt ist die Region für die sehr guten Walnüsse. Eine der Spezialitäten der Region ist das Gratin dauphinois, ein Kartoffelgratin, das ein gutes Wintergericht ist, reichhaltig mit Sahne und Milch und viel Käse überbacken.

Der Weg führt weiter in den Süden.

 

Einen kurzen Abstecher machen wir am Fluss Ardèche. Hier wachsen im Tal des Flusses Esskastanien, die zu Crème des Châtaigne verarbeitet werden. In einem Dessert mit Schlagsahne oder Crème fraîche oder auch zu Wurst und Käse ist das ein Genuss. Als Beilage zu Geflügel- oder Wildgerichten sind die Châtaigne d’Ardèche eine gute Alternative zu Gemüse und sehr nahrhaft.

Entlang der Rhône liegen aufgereiht, wie auf einer Schnur, die Hänge mit besten Weinlagen. Eine der bekanntesten ist sicher Châteauneuf du Pâpe, in unmittelbarer Entfernung zum Fluss. Das Wahrzeichen des Ortes ist die Ruine der ehemaligen päpstlichen Sommerresidenz. Die Päpste hatten einen kurzen Weg, ihr Herrschaftssitz ist nahe gelegen gewesen in Avignon. Von hier aus ruft schon die liebliche Provence und vor dem Auge ziehen weite, violett blühende, Lavendelfelder vorbei. Die Zikaden singen ihr Lied und die Olivenbäume rauschen im Wind. Die besten Olivenöle findet man hier, unter anderem Huile d'Olive AOP Vallée des Baux de Provence, das für nahezu alle provenzalischen Gerichte unerlässlich ist. Eine kräftige Tapenade, ein Aufstrich aus Oliven, Knoblauch, Anchovis, zum Beispiel aus Colllioure und sehr viel gutem Olivenöl, ist das einfachste Rezept, um sich den Geschmack des Südens auf den Teller zu holen. Die Tapenade passt nicht nur zu Brot, sondern ist ein Helfer in der Not für alle Saucen, Dips und Beilagen. Und was wäre der Süden ohne Marseille am Mittelmeer.

 

Das pure Gefühl von Sommerurlaub zaubert man sich mit einer Fischsuppe, am besten der typischen Bouillabaisse, aus Marseille, auf den Teller. In dem Fall braucht die Suppe Croutons mit einer Rouille bestrichen. Wie bei einer Mayonnaise werden Ei und Olivenöl gemixt. Dazu kommen gekochte Kartoffeln, Knoblauch, Piment d’Espelette, das scharfe Paprikapulver aus dem Baskenland und echte Safranfäden.

Der gesamte Süden Frankreichs und besonders die große Region Okzitanien, die ehemals Languedoc-Roussillon hieß, sind ein kulinarisches Schlaraffenland. Die Weine des Gebiets Languedoc sind weit über Frankreichs Grenzen hinaus bekannt. Zu frischen Austern prickelt ein gut gekühlter Picpoul de Pinet. Am Canal du Midi geht es entlang nach Carcassonne und Castelnaudary, die bekannt sind für das Cassoulet, auch wenn ein bis heute währender Wettbewerb einen Sieger nicht ausmachen konnte.

 

Aus den Cevennen kommen die milden Zwiebeln Oignon doux des Cévennes, die karamellisiert und zu einem Confit verarbeitet, sehr schmackhaft zu Käse sind. Die Camargue grüßt nicht nur mit ihren rosa Flamingos, sondern mit einem hochwertigen roten Reis, dem Riz de Camargue. In Toulouse deckt man sich mit den bekannten Saucisson de Toulouse ein, luftgetrockneter Wurst, die es in unterschiedlicher Würze gibt. Unterwegs packen wir noch einige Taler vom Ziegenkäse Pélardon ein, einen Bund rosa Knoblauch aus Lautrec und weiter geht es in die Pyrenäen. Das Porc noir de Bigorre, eine alte Schweinerasse, die sich komplett angepasst hat, um auf den Weiden der Pyrenäen und im Unterholz nach Nahrung zu suchen, ist hier beheimatet. Die Schweine lieben Kastanien, Eicheln und viel Bewegung, was dem Fleisch eine schöne Marmorierung gibt und für eine außergewöhnliche Qualität des Schinkens sorgt. Wer noch nicht genug vom Schinken hat, der ist kulinarisch im Baskenland, im Südwesten Frankreichs, sehr gut aufgehoben. Die Region pflegt ihre Traditionen enorm, eine eigene Sprache unterstützt das zusätzlich. Aus Bayonne kommt der Schinken Jambon de Bayonne, auf baskisch Baionako xingarra, der mindestens 12 Monate gereift wird. 

An der Atlantikküste geht es nun Richtung Norden, wobei auf der Strecke eine Stärkung mit der Magret de Canard des Landes unbedingt dabei sein muss. Die Entenbrust ist vielseitig und schmeckt sowohl mit Honig eingestrichen und in der Pfanne gebraten, als auch in einer klassischen Orangensauce. Sehr zu empfehlen ist die Magret de Canard auch gesalzen und luftgetrocknet oder geräuchert. Sie wird dann dünn aufgeschnitten und mit etwas frischem Pfeffer serviert.

Eine kulinarische Tour de France ist nicht komplett ohne einen Abstecher nach Bordeaux. Die wohl bekannteste süße Spezialität sind die Canelés. Das Gebäck erfordert ein bisschen Geduld, die sich aber lohnt. Die Karamellkruste, die beim Backen entsteht, ist das Highlight. Dazu passen wunderbar die natursüßen Weine der Anbaugebiete um Loupiac oder Cadillac.  

 

Von hier geht es zum Grande Finale, natürlich nach Paris. Auf den Champs-Élysées werden die Helden der Tour de France jedes Jahr mit lautem Hallo und einer opulenten Siegesfeier begrüßt und gefeiert.

Zum krönenden Abschluss unserer kulinarischen Tour de France darf der Tisch noch einmal reichlich gedeckt werden. Salzbutter aus der Bretagne, einige Flaschen Muscadet aus der Gegend um Nantes und natürlich vom allerbesten Champagner aus Reims und Umgebung werden aufgetafelt.

 

Ein zünftiges Käsebrett mit mindestens fünf Sorten, schließt die große Schleife durch Frankreich. Roquefort, Valencey, Le Camembert de Normandie oder Le pont-l'évêque AOP Normandie, ein Comté und ein Pélardon sind eine stimmige Auswahl.

Bei einem Calvados AOP Pays d’Auge dürfen alle auf die Verkündung des Siegers aus dem Maison de la Radio warten – Applaus! Der Gewinner ist – natürlich ganz Frankreich, mit all seinen ausgezeichneten Produkten.

 

Solltet ihr jetzt Hunger auf mehr bekommen haben – schaut euch einfach mal hier auf der Seite um und entdeckt unsere zahlreichen Rezepte, Tipps und Reportagen.

 

Creator

Sandy Neumann
Sandy Neumann

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