Grünes Frankreich: In Frankreichs Städten schwärmen die Bienen aus...

Von Jill Cousin

In Frankreich gibt es immer mehr Berufs- und Hobbyimker ... und zwar in den Städten! Dort stellen sie nun auch ihre Bienenstöcke auf. Oder wie die wertvollen Bestäuber den Blütenstaub der Blumen von Gehwegen und umliegenden Feldern für eine lokale und integrierte Produktion sammeln.

Green lines: French cities are buzzing...

Bei meiner Ankunft bewegt sich Jamie Lozoff emsig zwischen den Bienenstöcken umher. Ihr leichter Akzent ist Musik in meinen Ohren. Die junge Frau ist in der Stadt Philadelphia (USA) aufgewachsen. Ein Schulausflug zu einem Imker in der Region verändert alles. Nach ihrer Rückkehr stellt sie in ihrer Schule einen Bienenstock auf und gründet später einen Imkerverein. Als der Film Die fabelhafte Welt der Amélie erscheint, verliebt sich Jamie in Frankreich und landet nach ihrem Abitur bei einem Imkerpaar in den Cevennen.

Inzwischen ist die junge Frau nach Marseille gezogen. Ihre ca. 30 Bienenstöcke sind heute zwischen Vereinsparzellen und Privatgärten vom Süden bis zum Osten der Stadt Marseille verteilt. Zwar hat die Bienenzucht die Städte nie wirklich verlassen, doch seit Mitte der 2000er Jahre kehrt sie verstärkt dorthin zurück, auch in die meisten großen städtischen Zentren.

Laut der Zählung von 2019 des französischen Landwirtschaftsministeriums gab es in Paris 2.631 Bienenstöcke, die von 284 Imkern bewirtschaftet wurden, gegenüber nur 200 bis 300 im Jahr 2010[1]. Und entgegen der landläufigen Meinung stehen die Produktivität und Qualität der städtischen Bienenstöcke in Frankreich denen auf dem Land in nichts nach. So stammen die Honige der französischen Hauptstadt von vielen verschiedenen Pflanzen wie Apfelbäumen, Klee, Linden, wildem Wein usw.

Doch woher kommt diese Begeisterung? Im Jahr 2017 veröffentlichte die französische Tageszeitung Le Monde einen Artikel, in dem über das fast vollständige Verschwinden der Bienen in Europa berichtet wurde. Dies ist vor allem auf den massiven Einsatz chemischer Pestizide und die zunehmende Urbanisierung zurückzuführen, die den natürlichen Lebensraum der Bienen nach und nach zerstören. Die Bestäubung durch die Bienen stellt jedoch etwa 50 % der menschlichen Nahrung sicher, indem sie die Bildung von Früchten, Samen usw. ermöglicht.

Kein Wunder also, dass eine Handvoll aufgeklärter Stadtbewohner Bienenstöcke auf Gebäudedächern oder in öffentlichen Gärten aufstellen wollten, um die menschliche Nahrungsversorgung zu sichern. Und das umso mehr, als die Stadt auch ihre Vorteile für Bienenvölker hat: Der Einsatz von Pestiziden ist hier weitaus geringer als auf dem Land. Vor diesem Hintergrund betreibt die Stadt Paris seit 2001 eine Politik zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln auf ihren Grünflächen und erreichte im Jahr 2007 in allen Parks, Gärten und Friedhöfen das Ziel „Null Pflanzenschutzmittel“. Ein Ansatz, um Anregungen zu geben und in noch größeren Dimensionen zu denken.

Seit dem 1. Januar 2017 und der Verabschiedung des Labbé-Gesetzes dürfen Gebietskörperschaften, öffentliche Einrichtungen und der Staat keine Pestizide mehr für die Pflege von Grünflächen, Wäldern oder Wegen verwenden oder verwenden lassen, die zu ihrem öffentlichen oder privaten Bereich gehören und für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Eine französische Besonderheit und der konkrete Ausdruck eines globalen Anliegens. Auch in New York, Toronto und London summen und brummen Millionen von Bestäubern in ihrem Territorium. All dies sind Beispiele für ein mögliches Zusammenleben von Bienen und Stadtbewohnern!

[1] Das geht aus einer Studie der Ecole Normale Supérieure in Paris hervor. www.environnement.ens.fr/IMG/pdf/4-apiculture_urbaine___redaction-pre30juin.pdf

 

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