Bonjour et bon appétit! – Wenn freitags Frankreich an deiner Haustür klingelt

Von Stevan Paul

Durch die Woche mit Frankreich-Kenner und Genusshandwerker-Chef Hans-Georg Pestka aus Düsseldorf

Hans-Georg Pestka (rechts) im Gespräch mit Jean-Yves Bordier (Le Beurre Bordier) vor seinem Laden in Saint Malo

Hans-Georg Pestka liebt gute Produkte. Die Leidenschaft des ehemaligen Umweltschutztechnikers und Slow-Food-Aktivisten wurde ihm zur Berufung, er sattelt um und gründete 2006 in Düsseldorf die Genusshandwerker, einen Onlineversand für beste und exklusive artisanale Produkte. Frankreich ist ein Schwerpunkt im Sortiment, das über 700 handwerklich hergestellte Lebensmittel umfasst. Das ist Hans-Georg Pestka wichtig, er vertreibt Lebensmittel, keine luxuriösen Markenartikel: „Ich versuche, Menschen glücklich zu machen, die gerne kochen mit guten Zutaten, die nicht wissen, wo sie die herbekommen sollen.“

© Genusshandwerker

Hans-Georg Pestka bei Gillardeau (Austern)

„Ich bin Vermittler und Netzwerker“, antwortet er auf die Frage nach einer Berufsbezeichnung.

Wer bei Pestka bestellt, gönnt sich das Besondere, beste Referenz-Qualitäten von über 40 engagierten HandwerkerInnen, die ihre Produkte lieben, ökologisch und achtsam handeln, dabei jedes Detail der Herstellung im Blick haben.

Frankreich-Fans finden bei Pestka ein Schlaraffenland: vom handgeangelten bretonischen Wolfsbarsch bis zum über 100 Sorten umfassenden Käsesortiment. „Das ist im Grunde ein ganzer Käseladen“, sagt Pestka, dessen Schätze vom Straßburger Affineur Luc Segaux in Perfektion gepflegt und auf den Punkt gereift wurden. Im Sortiment findet sich außerdem rosa Knoblauch aus Lautrec, süßscharf und der beste Knoblauch Frankreichs. Das Schwarzfeder-Huhn in Label-Rouge-Qualität stammt von der Loire, dann gibt es Puy Linsen, die unfassbar gute Butter von Jean-Ives Bordier … die Liste ist lang. Damit Freitags alles pünktlich beim Kunden ist, steht Hans-Georg Pestka schon Montags früh auf.

 

Team Fromage Tourrette (Käse Affineur Luc Segaux in der Mitte)

Montag
Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker. Bestelltag! „Alles was am Freitag frisch bei unseren KundInnen ankommt, ist tatsächlich noch nicht auf Lager. Spätestestens um 7 Uhr sind alle Lieferanten per Mail darüber informiert, was gebraucht wird. Nochmals werden alle Bestellungen geprüft und vorbereitet.“

Dienstag
Dienstag ist Kreativtag mit Terminen, Besprechungen – oder einem Interview für das Taste France Magazin!

Mittwoch
Die ersten Waren kommen an, werden gewogen, ausgezeichnet, teilweise umgepackt und etikettiert. Im Umkreis von 80 Kilometern werden die Waren der regionalen ProduzentInnen an diesem Tag auch selbst abgeholt.

Pestka beliefert vor allem zufriedene Stammkunden und SpontankäuferInnen, immer wieder bestellen auch Gruppen und Gemeinschaften zusammen ein Paket.

„Weihnachten ist Prime Time.“

Und dann sind da noch die Weihnachtskunden: „Die bestellen einmal im Jahr verlässlich die gleichen Produkte, etwa die niederrheinische Gans von Peter Esser. Die hatten da ein Erweckungserlebnis, ah, so kann Gans schmecken!“ Und darum geht’s: „Die Leute sollen mit mir den größtmöglichen Genusswert erfahren.“

 

© Genusshandwerker

Frühmorgens am Hafen von Saint-Quay-Portrieux bei der Einfahrt der Tagesboote

Donnerstag
Heute kommt die frische Ware aus Frankreich und es ist großer Versandtag! Gegen Nachmittag und am Abend geht die Ware von Düsseldorf aus auf Reise zu den KundInnen. Alles wird händisch zusammengesucht und gepackt: „Das ist viel Handarbeit, weil wir einfach auch nicht mit standardisierten Produkten arbeiten.“ Drei bis vier MitarbeiterInnen arbeiten rund ums Jahr in der kleinen Halle, Weihnachten wird das Team auf 15 bis 20 Personen verstärkt.

Die Verpackung ist auf dem Höchststand der Entwicklung: Der Karton kann im Altpapier entsorgt werden, statt Einweg-Kühlelementen halten eingefrorene Wasserflaschen einer regionalen Quelle die Temperatur im Paket – das Wasser kann getrunken, die Flasche ins Pfandsystem überführt werden. Naturbelassene Strohplatten dämmen den Karton, die hauchzarte Folie kann in den gelben Sack über das Stroh freuen sich Kaninchen und die Biotonne - oder es dient als Mulch für Beete und Kompost: „Das ist insgesamt deutlich teurer als Styropor, das ist es mir aber wert“, betont Pestka.

 

© Genusshandwerker

Le Beurre Bordier

Freitag
Versandpartner Go! Express liefert deutschlandweit aus – bis 14 Uhr spätestens ist allen BestellerInnen die Ware versprochen. In der Zentrale derweil Zettelwirtschaft: Rechnungen, Lieferscheine, Buchhaltung stehen an: „Parallel gucken wir auch, ob alle Pakete auf dem Weg sind und ankommen.“ Das vorausschauende Monitoring ist Hans-Georg Pestka wichtig, der bereits vor den KundInnen weiß, wenn es irgendwo klemmt. Proaktiv kann er dann die KundInnen informieren und Lösungen anbieten.

 

Samstag
Durchatmen. Nachdenken. Ist das eigentlich noch zeitgemäß, Produkte durch die Gegend zu schicken? Tatsächlich haben alle Produkte eines Supermarktes und vielfach auch jene auf dem Wochenmarkt oft weite Wege, üppig Foodmiles und teils lange Flugstrecken hinter sich gebracht: „Beim Fliegen sind wir komplett raus und haben alles über den Landweg gelöst. Natürlich sind wir darüber hinaus privilegiert in diesem Teil der Welt, eine Rückkehr zur Selbstversorgung wird es aber wahrscheinlich nicht geben und die kulinarische Welt ist einfach größer.“ Eine Genusswelt ohne Zwischenhändler, die Pestka nicht nur uns, sondern auch seinen engagierten ProduzentInnen als Marktplatz eröffnet – er setzt sich ein für die Wertschätzung von handwerklich erzeugten Lebensmitteln und besten Qualitäten, von traditionellen Produkten aus bäuerlicher geprägter Landwirtschaft.

 

© Genusshandwerker

Gillardeau Austern

Ein Statement gegen die industrielle Massenproduktion auf dem undurchsichtigen Weltmarkt.

„Wir bilanzieren auch die CO2-Emmissionen, die durch den Transport unserer Genusswaren verursacht werden und gleichen diese aus. Dem ökologischen Fußabdruck bei der Erzeugung gilt unser nächstes Projekt.“

 

Sonntag
Heute geht der neue Newsletter raus – immer thematisch und saisonal geprägt, machen die Produkte und vorgestellten ProduzentInnen Lust auf Pestkas Genusswelten. Dazu gehören auch Rezepte und Portraits der über 40 ErzeugerInnen, die er auf seinen Reisen zusammen mit PhotographInnen besucht.

 

© Genusshandwerker

Hans-Georg Pestka im Gespräch mit der Fischeinkäuferin Anne Marie Moreau (links)

So wird aus einem Onlinehandel auch ein Handschlaggeschäft

Die BesucherInnen der Genusshandwerker-Seite werden zudem mit erhellenden Hintergrundinformationen transparent informiert.

Darüber hinaus hat Hans-Georg Pestka jeden Tag Kontakt zu Kunden, alle Mails kommen bei ihm an und auch Anrufe nimmt der Chef, bisweilen zu unchristlichen Zeiten, selbst entgegen. Auch sonntags. Das kommt tatsächlich vor: „Es ist ja meine Entscheidung ranzugehen. Bei Amazon geht nie jemand ans Telefon“, stellt Hans-Georg Pestka fest, der heute wieder versuchen wird, früh ins Bett zu gehen – morgen um 4:30 Uhr geht es weiter!

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